Texte zu Mythophagen II

EXCREMENTA ANGELORUM
analytischer Gesang 1

Im Bilde wurde neben der Bedeutung Sinn gesucht,
und im Sinn das Gefühl existenzieller Berechtigung.
Irdisch-staatlich-ökonomisch sowie kosmisch-göttlich.
Also seit jeher weg vom Mythos hin zu über ihm stehenden Wahrheiten.
Nun ist das Bild ein Engel aus Stein geworden.
Es ist selbst der Sinn, die Bedeutung ein Bild im Bild.
Dies ist eine von den historisch gewachsenen Veränderungen
der Bildvermittlung (die ja einfach nur neue Rezeptionssymbolismen
hinzufügen) unabhängige Konstante.
Der reproduzierte ästhetische Gegenstand wird im Konsum objektiv individualisert,
subjektiv erfahren als Prädestinationsmaschine mit allgemeiner
Gültigkeit.
Das mythophagische Dasein transformiert zu einer Art vorgeschichtlicher
Wahrnehmung in Bildwerten unserer Zeit.
Die Friedenssehnsucht hat ihre sinnlichen Entsprechungen -
eine ihrer grundlegenden ist die unerschütterliche Verbundenheit
von Bedeutung und Bedeutungsträger.
Auch die differenzierteste Rezeption wird Teil des Bildes und
im kulturellen Kollektiv ein Bestätigungsritual jener Sehnsucht.
...UND DER ENGEL IN DER BAUCHHÖHLE SEINER ERWECKUNG HARRT.

Geburt und Rede der Engel

Und das Zeichen ward erkannt – wie es sich streckte
noch gänzlich Spannung – kurz vor dem Öffnen des Mundes,
der der eigne ist.
Und das Zeichen ward verstanden –
wie es sich fügte noch Einheit gleich dem Menschen
kurz bevor man ihn geschaffen und ohne Ahnung zu welchem Zweck.
Und das Zeichen ward genommen – entwurzelt –
der Entstehung fremd geworden
nur seiner Botschaft treu, herumgereicht.
Am Ende wieder ganz ohne Besonderheit...
eher einem höheren Anliegen streng verpflichtet
– ward das Zeichen erneut zurückgedrängt
in die Frage nach seiner Herkunft
nach ihm als WESEN.
In EINER Gestalt nun sollten die Künder sich zeigen
keines Geschlechtes
sich in sondrer Nähe zugetan.
Eher die sengenden Flügel breitend.
In sich tragend die Verschmelzung der Triebe
keinem von beiden zugeneigt.
Aureolen Feuerwerk
dann in unserem Lande
Arm in Arm vorm Jägerzaun
Eiserne Cherubime umgegossen
zu Limousinen
mit geblähten Segeln
auf den Lippen.
Glasfront und erstickte Sehnsucht
strahldurchflutet und doch auch verschleiert sinkt
der Tüll in Truhen.
Nach Leberwurst riechts im Herzen tief.

Furchennest

Name Du
Bindungsruf - nicht mild vernommen,
nicht in den Sand geschrieben.
Das bald verwehte Wort
nähert sich als Schlinge deinem Selbst
durch Augen, die Dich tragen
wie Du den Turm aus Marmormehl.
Birst er vor gekrönter
Zänker Stirnen,
trübt das Gold. Und Licht bestäubt
die irdengraue Wülste deiner Haut.
Wesen Du
Namenslehm - längst verworfner Stoff,
längst enteiltes Bündnis
aus Sein und Leib