Texte zu Mythophagen V

Mythophagen V - Cicero Galeere / Contract Social / Monaden-Destille

Was richtet die Form an, in die wir das Ich und alle setzen, um ihres guten Lebens willen.
Was richten die Bilder an, die die Fragen begleiten, weshalb wir zu dieser Form gelangen und weshalb wir Begriffe haben, die uns vom Gefühl zu einem Erkennen tragen, das allen dienen soll?
Was richtet der Raum an, der aus der gemeinsamsten Substanz des Ichs und aller errichtet wurde?
Was entscheidet, was läßt uns einen Modus von Entscheidungsfindung annehmen?
Das Walten des Ästhetischen in der Kunst und des Vermittelns beim Enstehen von Gemeinschaftsverträgen, das Ringen in der Geschichte, die Macht und die Utopie haben Gewänder, in denen man sich durch die Zeit bewegte und diese Vorgänge in poetischem oder experimentellem Gestus gleichzeitg hinterfragte oder vernichten wollte.
Ein eigentümliches Muster aus Empfindungen, Gestalt und Gesetzmäßigkeit soll dramatisch fassbar werden in der ästhetischen Staatsbefragung.
Das Bild: der stumme Kontrakt   D i e  G a l e e r e : d a s  G e s e t z  p o c h t  s t ä r k e r  a l s  d a s  H e r z
What does the shape cause, in which we put ourselves and everyone, for the sake of their good life. What do the images cause, that accompany the question why we attain this shape and why we have expressions leading us from an inkling to an understanding meant to serve everyone? What does the room cause, that was built from the innermost substance of our selves? What decides, what lets us find a mode to make a decision? The presence of esthetics in the arts and the use of mediation to reach common agreements, the struggles throughout history, power and utopia, they all have robes worn by many during their walk through the ages, while they are simultaneously questioning or intending to destroy the ongoing events in a poetic or experimental gesture. An idiosyncratic pattern of sentiments, shapes and laws is to be made dramatically tangible in the Cicero-galley.
Kunsterscheinungen als direkter oder indirekter Ausdruck der Legitimation einer Ordnungsmacht, des Herrschers oder einer Gemeinschaft scheint reflexartig
die Verschränkung von Ethik und Kunst zu „verselbstverständlichen“. Schiller jedoch nimmt den Kunstbegriff eher als Metapher für ein Gedanken- und Emfindungsexperiment, das nicht so sehr Freiheitsräume postuliert, in denen Ethik und Ästhtetik einander bedingen, sondern tatsächlich versucht er ihre gemeinsame Wurzel zu orten und von dort aus eine seelische Korrespondenz beider zu beschreiben. Eine Wurzel, die ihrerseits einmal Gewächs im Lichte war oder verborgenes Bezugsmodell, dessen Beschreibung nicht das Humane gebar oder es greifbarer machen konnte, sondern sich selbst auslotete wie es auf dem Wege der Herzensüberzeugung Klippen, Klebebildchen oder gefährliche Verharrungsmuster erzeugte, die der ethischen Absicht widersprachen.
Contract Social: Die Ästhetische Staatsbefragung - Schillermonade
Im Gemenge aus Dingen und Innen Im Dröhnen aus Treiben und Bleiben wollen wir fragen, was uns bindet, was uns sagen läßt, was uns uns fragen läßt -
und die anderen

Aus Schiller Briefen zur ästhetischen Erziehung des Menschen

„Die Betrachtung (Reflexion) ist das erste liberale Verhältniß des Menschen zu dem Weltall, das ihn umgibt. Wenn die Begierde ihren Gegenstand unmittelbar ergreift, so rückt die Betrachtung den ihrigen in die Ferne und macht ihn eben dadurch zu ihrem wahren und unverlierbaren Eigenthum, daß sie ihn vor der Leidenschaft flüchtet. Die Nothwendigkeit der Natur, die ihn im Zustand der bloßen Empfindung mit ungetheilter Gewalt beherrschte, läßt bei der Reflexion von ihm ab, in den Sinnen erfolgt ein augenblicklicher Friede, die Zeit selbst, das ewig Wandelnde, steht still, indem des Bewußtseins zerstreute Strahlen sich sammeln, und ein Nachbild des Unendlichen, die Form, reflektiert sich aus dem vergänglichen Grunde. Sobald es Licht wird in dem Menschen, ist auch außer ihm keine Nacht mehr; sobald es stille wird in ihm, legt sich auch der Sturm in dem Weltall, und die streitenden Kräfte der Natur finden Ruhe zwischen bleibenden Grenzen. Daher kein Wunder, wenn die uralten Dichtungen von dieser großen Begebenheit im Innern des Menschen als von einer Revolution in der Außenwelt reden...“(aus dem 25. Brief)

„Die Schönheit ist also zwar Gegenstand für uns, weil die Reflexion die Bedingung ist, unter der wir eine Empfindung von ihr haben; zugleich aber ist sie ein Zustand unsers Subjekts, weil das Gefühl die Bedingung ist, unter der wir eine Vorstellung von ihr haben. Sie ist also zwar Form, weil wir sie betrachten; zugleich aber ist sie Leben, weil wir sie fühlen. Mit einem Wort: sie ist zugleich unser Zustand und unsere That.“ (ebenda)

Wir dürfen also nicht mehr verlegen sein, einen Uebergang von der sinnlichen Abhängigkeit zu der moralischen Freiheit zu finden, nachdem durch die Schönheit der Fall gegeben ist, daß die letztere mit der erstern vollkommen zusammen bestehen könne, und daß der Mensch, um sich als Geist zu erweisen, der Materie nicht zu entfliehen brauche. Ist er aber schon in Gemeinschaft mit der Sinnlichkeit frei, wie das Faktum der Schönheit lehrt, und ist Freiheit etwas Absolutes und Uebersinnliches, wie ihr Begriff nothwendig mit sich bringt, so kann nicht mehr die Frage sein, wie er dazu gelange, sich von den Schranken zum Absoluten zu erheben, sich in seinem Denken und Wollen der Sinnlichkeit entgegenzusetzen, da dieses schon in der Schönheit geschehen ist. Es kann, mit einem Wort, nicht mehr die Frage sein, wie er von der Schönheit zur Wahrheit übergehe, die dem Vermögen nach schon in der ersten liegt, sondern, wie er von einer gemeinen Wirklichkeit zu einer ästhetischen, wie er von bloßen Lebensgefühlen zu Schönheitsgefühlen den Weg sich bahne.“ (ebenda)