Excrementa Angelorum
A Soldier's Icon
Shooting an Elephant
Mythophagen II
Solange der Friede in Bildern lebt,
solange die Idylle eine Farbe hat,
herrscht Gewalt.
Wir betreten die Kunst im Umriß des Einfamilien-Bausatzes.
Die ästhetischen Parameter des Idylls werden umgruppiert
und ein mythophagisches Pandämonium entfesselt.
So veranschaulicht die Überlagerung von entbeinter Kunstgeste, Friedensbeschwörung und bürgerlichen Athmosphären, wie die Begehung das Bildes mit interpretatorischem und ethischem Vorsatz zum Vergewisserungs-Mechanismus gerinnt. Der Gang durch das Fertighaus und
das Durchschreiten kritischer Deutung hat eine gemeinsame Choreographie – sie sind ein Kreislauf ohne Geschichte.
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Die Heiligen Hermaphroditen und die daumenlutschenden Koteletts
Mythophagen II: Der Grundriss und
Ereignisfeld
Der Elefant mit Wundenprojektion,
langsam das Grundstück umschreitend.
Die Stimme und Körpergerausche sollen,
unterschwellig bis vordergründig, unablässig wahrnehmbar sein
Hermaphroditen im Salatkopf, unter
Glashaube. Räkeln zum Klang von Engelselegien,
Orwell, Plinius und Texten
von Kant „zum ewigen Frieden“, Hölderlins
„Friedensfeier“ und Ausrufungen
der Republik 1918 (Scheidemann/
Liebknecht).
Die duftenden Erdgruben im Grünen
Prachtrahmen. Die Hinunterblickenden
werden photographiert. (Kamera im
Erdreich versteckt) -Zugleich erklingen unter den vulvaartigen Elefantenstimmbändern Vernissagengespräche und Leidensrufe der Kriegsopfer.
Daumenlutschende Koteletts.
Das Fertighaus und die Ausstellung
"A Soldier's Icon"
Die grüne Kunstsoff-Folie umgeben
vom Jägerzaun.
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Bewegungsraum Elefant
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Das Anwesen der excrementa angelorum
Die Harmonisierung von Idylle-Stücken und jeweils einem Skandalon.
Die elitäre Gebärde der Vernissage im Einfamilienhaus. Eine Schnittmengenskulptur
aus Erhabenheit und dem Bild als Botschafter elementarer Geborgenheit.
Objekte als Kunst sind nicht Vermittler von Erkenntnis, sondern das Theater ihres Aufkeimens und Verschwindens.
[Wie im Garten der zivilisatorische Prozess persifliert wird, erwächst die Bedeutung aus dem Blumentopf des Symbols. ]
A Soldier's Icon
Gedenk- und Metaausstellung im Einfamilienbausatz
(den Opfern von Sebrenica zu Ehren)
"Vernissagen-Attitüde"
Ein Pressephoto mit Mladiç und im „Rühren“ stehenden Soldaten bei Srebrenica. Das Bild nähert sich den Individuen
ästhetisch und löscht sie damit aus. Der Friede und das Bild gepaart begehen die Grausamkeit des Vergessens.
A Soldier's Icon
Mit lesenden Wärtern und Engelsembryo in Formaldeyd
der Ausstellungraum in der Konfektionsidylle
Zwei Beispiele: Vom realistischen Abbild durch unablässiges Vergrößern von Gesicht und Auge, Scharfzeichnung bis zu wenigen Pixeln bis hin zur abstrakten Farbbehaglichkeit. Als Morphing-Videos im Rahmenkasten. Essentiell mythophagisches Pandämonium.
Shooting an Elephant
Im Geiste umkreist der blutende Elefant
die Bewohner des Paradies-Katalogs.
Sie grillen Samstagnachmittag
bedroht vom Unbehagen,
für ihre schleichende Angst vor
der Austreibung, weder einen guten
noch einen bösen Geist verantwortlich
machen zu können.
Nach George Orwell
Orwells Erzählung ist die Vorstufe zur Dystopie. Der selbstkritische Offizier des imperialistischen
Großbritanniens wird nun seinerseits durch die beherrschte Bevölkerung
genötigt, einen wildgewordenen Elefanten zu erlegen. Er der verhaßte Polizist hat
das wieder beruhigte Tier vor Augen. Allein mit den Tausenden von Burmesen im
Rücken erschießt er den grauen Riesen und flieht vor dessen endloser Agonie.
In den Schlußsätzen werden die nachfolgenden Debatten um die Rechtmäßigkeit
der Aktion beschrieben, die den eigentlichen Beweggrund seiner Handlungsweise
ignorieren - einfach nicht wie ein Narr dazustehen.
Shooting an Elephant
Nach George Orwell
Zwei Verarbeitungssphären kollektiv/individueller Wechselprozesse: Als Bilderstellung oder als "Gameplay"
Der Elefant: Die Spiegel-Metapher des Machtapparates und dessen
Doppelwesen von Einzelseele und Kollektivpsyche.
Stets mit dem Naturbegriff verknüpft.
Die schöne und die dämonische Seite des Herzens. An der Wende vom 19. zum 20.
Jhdt. wird die negative animalische Energie besonders gerne den Massen zugewiesen.
Der heroisch fehlgehende, vom Bösen übermannte Charakter vermenschlicht sich im
mythischen Tier und die unkontrollierbare animalische Naturgewalt wird in der Ansammlung
von Menschen angesiedelt.
Shooting an Elephant
Nach George Orwell
The elephants voice - an angels breath
Aus Kunststoffolie geformtes Imitat der
Elefantenstimmbänder.
An den Seiten der Vertiefung sind Lausprecher
eingelassen.
Aus ihnen dringen die Schmerzensklänge der
Kriege unserer Tage.
Ebenso die Versatzstücke unserer Kultureieignis-
Gesprächsmodule aus dem Idyllenhaus.
Sie versinken im Tieffrequenten Heilsprechen
der Elefantenstimme, verschmelzen mit Ihm und
werden in den Friedensdunst entlassen.
Und zum Schluss noch einmal das dosierte Pathos der Behaglichkeit.